Felines Immunschwäche-Virus

Was ist FIV?

“FIV” steht für “Felines Immunschwäche-Virus”, ein so genanntes “Retrovirus”, das man grob mit HIV beim Menschen vergleichen kann. 1986 wurde es das erste Mal nachgewiesen, man geht aber davon aus, dass es bereits vor mehr als drei Millionen Jahren auf Katzenartige überging. FIV ist weltweit verbreitet. In Deutschland geht man von 2 bis 3 Prozent infizierter Katzen aus. Beispielsweise in Italien hingegen liegt die Infektionsrate bei teilweise über 30 Prozent. Die Katzen im Forum Romanum sollen sogar alle das Virus tragen. FIV-positive Katzen leiden vor allem unter Sekundärinfektionen. Der immungeschwächte Körper kann Infektionen, Pilze oder Parasiten schlechter abwehren. Das Virus bedroht Katzen also vor allem indirekt, indem es sie krankheitsanfälliger macht.

Wie stecken sich Katzen an?

FIV wird über das Blut übertragen. Bisse durch infizierte Katzen sind dabei der Hauptübertragungsweg. Besonders gefährdet sind deshalb Freigänger, wenn sie in Raufereien geraten. Auch beim Deckakt kann FIV übertragen werden. Eine Übertragung durch die Milch von der Mutterkatze auf ihren Nachwuchs ist möglich, aber unwahrscheinlich. Durch gegenseitiges Putzen, gemeinsame Schlaf- oder Futterplätze stecken sich Katzen nicht mit FIV an. Soziale Wohnungskatzen sind daher weniger gefährdet als Raufbolde.

Wie kann ich erkennen, ob meine Katze FIV hat?

Wenn die Katze immer wieder krank wird, Fieber bekommt, abnimmt oder Verhaltensänderungen zeigt, sollten Sie Ihren Tierarzt auch auf einen FIV-Test ansprechen. Besonders verbreitet unter FIV-positiven Katzen sind chronische Entzündungen der Mundschleimhaut, die so genannten Stomatitis. Dieses Symptom zeigt die Hälfte aller FIV-Katzen. Im Endstadium leiden FIV-Katzen unter chronischen, nicht heilenden oder immer wieder auftretenden Infektionen, Tumoren oder neurologischen Symptomen. Hier ist das Immunsystem der Katze zusammengebrochen. Diese Phase wird mit dem Ausbruch von AIDS beim Menschen verglichen. Eine FIV-Infektion verläuft meistens viele Jahre lang symptomfrei und die Katzen führen ein ganz normales Leben. Die Diagnose “FIV” ist also kein Todesurteil, wenn die Katze gut gehalten wird. Allerdings bedeutet das auch, dass Katzen, auf FIV getestet werden sollten, bevor sie in eine Gruppe einziehen dürfen. Denn weil man ihnen die Erkrankung nicht ansieht, könnten sie sonst unbemerkt andere Tiere der Gruppe anstecken.

Testmethoden

FIV wird mit Antikörpernachweisen getestet. Dabei gibt es verschiedene Verfahren. Besonders häufig wird der “ELISA-Test” angewandt. Genauer und zuverlässiger ist der teurere und aufwändige “Western-Blot-Test”. Beim “ELISA”-Schnelltest wird folgendes untersucht: Wenn die Katze hierbei positiv auf FIV getestet wird, sollte mit der “Western-Blot-Methode” nachgetestet werden. Denn es kommt durchaus vor, dass Katzen beim ersten Schnelltest fälschlicherweise positiv eingestuft werden. Bei Katzenkindern unter sechs Monaten müssen positive FIV-Testergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden. Denn sie könnten noch FIV-Antikörper von ihrer Mutter mitbekommen haben, ohne selbst infiziert zu sein.

Was muss ich im Zusammenleben mit FIV-Katzen beachten?

Positive Katzen sollten ausschließlich im Haus leben, damit sie keine anderen Freigänger anstecken und sich selbst nicht mit anderen Krankheiten infizieren. Wird bei einer Katze in einer schon länger bestehenden Gruppe FIV festgestellt, muss sie aber nicht unbedingt von den anderen Katzen getrennt werden. Das gilt vor allem dann, wenn die Gruppe harmonisch und ohne Rangkämpfe miteinander lebt. Neue Katzen sollten dann aber nicht dazukommen. Impfungen bei FIV-Katzen sind umstritten. Einerseits können sie vor schwächenden Infektionen schützen, andererseits regen sie aber auch das Immunsystem an und können so das Fortschreiten der FIV-Infektion vorantreiben. Bei Lebendimpfstoffen besteht zudem die Gefahr, dass die Katze durch die Impfung erkrankt.

Quelle: WDR Servicezeit: Tiere suchen ein Zuhause. Thema des Monats Oktober 2008: Katzenviren Von Professor Dr. Hartmann (Lehrstuhl für Innere Medizin der kleinen Haustiere und Heimtiere an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Infektionskrankheiten bei Katzen und Hunden sind ihre Forschungsschwerpunkte)